Samstag, 27. September 2014

Gewisse(ns)fragen I


Uh. Übel. Eine von diesen Fragen, bei denen man sich vermutlich gerne selbst belügt. Lassen wir hier mal die Fehltritte in unserem Leben, die man eh nicht kompensieren kann, außen vor, sondern beschränken uns auf die Konsumseite - das lässt sich wohl am besten aufwiegen.

Die Krux liegt in meinen Augen darin, dass man meist entweder behauptet, man müsste nichts für ein reines Gewissen bezahlen, da man ohnehin bereits eins habe oder dass es einem so viel wert sei, dass man es sich eigentlich gar nicht leisten könne.

Beides geht, glaube ich, an der Realität vorbei.

Die einen, die von ihrer persilscheinreinen weißen Weste überzeugt sind, müssen sich wohl die Frage gefallen lassen, ob sie dementsprechend auch nur fair gehandelte Nahrungsmittel und mit Ökolabel geschmückte Kleidung kaufen - denn mir scheint, gerade beim Konsum kann man sich eigentlich nur unmoralisch verhalten (es sei denn, man stellt ihn ein, was mich zurück zu diesem Post von letzter Woche führt). Wer also so auf diese Frage antwortet, ist wohl in den meisten Fällen blind für das, was jenseits seines kleinen Horizonts vor sich geht (und wer möchte schon kurzsichtig erscheinen in einer Welt, in der Nachhaltigkeit zum Schlagworttrend in Print- und Onlinemedien mutiert ist?)

Diejenigen, die sich reumütig geben und behaupten, dass es für sie arme Sünderlein ob der schieren Masse an Verfehlungen am nötigen Kleingeld mangele, tappen in die nächste Falle: Sie geben vor, dass ein Gewissen ein Luxus sei, den man aufgrund seiner theoretischen Unerreichbarkeit ohnehin nicht finanzieren könne. Sie sind sich zwar ihrer Schuld bewusst, negieren aber gleichzeitig jegliche Verantwortung dafür - wenn ich eh nur alles falsch machen kann, kann ich mir die zwanzig Cent für den ecuadorianischen Kleinbauern auch sparen, auf die kommt's dann auch nicht mehr an.

Also Zwickmühle?

Vermutlich. Aber vielleicht gibt es zumindest einen teilbefriedigenden Weg hier raus. Ich für mich finde es akzeptabel zu sagen, dass ich Kompromisse eingehen muss. Ich habe ein begrenztes Einkommen und die Chance, alle Konsumgüter aus fairen Quellen zu beziehen, ist für mich nicht gegeben. Es bleibt mir also nur, mich auf der einen Seite einzuschränken und immer wieder mal festzustellen, dass ich nicht alles, was ich will, auch brauche und es lächelnd im Verkaufsregal stehen lasse. Auf der anderen Seite bleiben dadurch immer mal wieder ein paar Euro übrig, die dann in Fairtrade-Cookies und Banaen gesteckt werden. Wohl nicht der optimale Weg, das gebe ich zu, aber immerhin einer, mit dem mein Gewissen leben kann - womit die Frage beantwortet wäre.

Wie steht's mit euch? Was wäre euch euer Gewissen wert? Ich freue mich über Kommentare :)



Übrigens: Da ich immer mal wieder gefragt werde, woher die Fragen alle kommen: Die hier kam mir heute Morgen, als der Radiopfarrer über Kinderarbeit in Bolivien gesprochen hat.

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