Mittwoch, 17. September 2014

Prioritäten


Die Binsenweisheit "Zeit ist Geld" mag zwar betriebswirtschaftlich stimmen, jedoch ignoriert sie, dass zumindest für den Einzelnen Zeit eigentlich wertvoller sein müsste. Ich kann Geld gewinnen, ich kann es mir leihen, ich kann es mir schenken lassen, ich kann es verdienen (oder, für die Menschen mit dem Ohr für einen dezenten Unterton, ich kann zumindest dafür arbeiten). Bei Zeit gestaltet sich das alles erheblich schwieriger. Zeit verdienen ist nun mal nicht drin, Zeit verleihen nur schwer, lediglich Zeit verschenken ist in unserer Sprache möglich und da leider von der ursprünglichen Bedeutung her negativ besetzt (sogar hier hat der Bezug zum Materiellen Einzug gehalten...). Deswegen gilt, zumindest für mich, dass mit Zeit (und zwar insbesondere die Freizeit) wichtiger ist als alles Geld, das ich in dieser Zeit verdienen könnte. Denn Geld kann ich auf vielfältige Weise erhalten, während sich meine Zeit kontinuierlich reduziert und das Ende auf uns lauert wie das Krokodil mit dem Wecker im Bauch. Und wenn ich schon am Ende keine materiellen Güter aus dieser Welt mitnehmen kann, kann man mir auch der Tod die Zeit, die ich mit Freunden und Familie verbracht habe, jeden Moment, den ich zum Lächeln und zum Staunen, zum Lachen, zum Spielen, zum Lesen und zum Träumen gewonnen habe, nicht nehmen. Insofern ist die Zeit, in der ich nicht dem Geld nachjage, wohl doch irgendeine Art von sinnvoller  Investition (und das schenkt mir gerade wieder einen der eben erwähnten Momente des Lächelns :)).

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